Europa, too, Aphrodite!

«Tröste dich, Jungfer, denn Zeus war dein Lover. Verführt hat dich ein so
  ruhmreicher Macher.» – «Welch Trost!», denke ich heute bei mir.

Europa, too

Führender Pickupartist seiner Zeit, der er war, wies
  Zeus auch den Weg hin zur Scham – Scham für das Opfer jedoch.

Zeus’ Schöpfungszufriedenheit

Folgend dem silbernen, ehernen und dem heroenen Menschen
  blieb das eisern' Geschlecht. Nicht zu vergehen: genug.

Perseus

Folgend der festesten Haltung das Äußerste notfalls vollbringen,
Grausamste Scherze Fortunas als Scherze nur sehn.

Schillerndes Europa. Oder: Eine Ode an die Skepsis

Freude, schöner Götterfunken,
warst du nicht zugegen,
als Zeus sich die Europa raubte?
Wurdest du verlegen?

Denn sicher folgte seinem Siege
Lächeln bringend deine
Kraft. Mit ihm standst du an der Wiege
dessen, was im Keime

ihr durchs Lügen schon dem Unglück
habt geweiht. Alle
Menschen werden Brüder? Darauf,
werte Freude, falle

ich ganz sicher nicht herein.
Solange du auch dort
noch weilest, wo man sich betrügt,
glaub ich dir nie dein Wort.

Io, Sprache!

Es ist kein Zufall, werter Freund,
wenn Wörter sich im Klange
gleichen. Vielmehr ists die List
der Sprache, um im Sange

unser Leben mit Gewalt
zu steuern. Um ein Beispiel
dir zu liefern, denk an Zeus
und seine Io, wie viel

Leid der Armen widerfuhr.
Am Anfang war die Liebe
Heras und des Zeus.
Dazu traten Triebe.

Die Geschichte ist bekannt?
Vorwärts dann im Laufschritt:
Als Argos brav die Kuh bewacht,
hat Hermes seinen Auftritt.

Und so ergibt sich – eins, zwei, drei -,
bei Trieben und der Liebe
ist ein Weitres selten fern
und dieses sind die Hiebe,

mit denen jetzt in unserm Fall
der Hermes Argos’ Haupte
von seinem Rumpfe listig trennt,
weshalb ich behaupte:

Die Sprache hat das so gewollt,
damit man eifrig spreche,
der Sprache wird Tribut gezollt,
wenn ich Reime breche,

die Sprache lässt mir keine Chance,
wie ich mich auch verrenke:
schweige ich, so bleibt sie doch,
solange ich noch denke.

Sehend sehen wir umsonst, hören hörend nicht.

Diese beiden, meine Augen, gleichen
denen, die die andern Säuger tragen,
um die Welt mit ihnen zu befragen.
Auch dem Vogel könnten sie wohl reichen.

Ähnlich halten dieses meine Ohren,
die den Klang der Welt tief in mich tragen.
Doch will ich die Welt einmal befragen,
bin ich ohne Denkkraftakt verloren.

Gut und Böse aus der Welt der Tiere
in der Brust, den Geist als Spuk im Haupte:
Kopflos bin ich, fass ich mir ein Herz.

Ist gestattet, dass ich inquiriere,
wüsst ich gern, weshalb Zeus-Zausel glaubte,
uns hier fehle noch sein Büchsenscherz.